Alisha lebt nicht mehr. Es fällt mir immer noch schwer, das zu schreiben. Sie war wie ein Teil von mir, eine Selbstverständlichkeit in meinem Leben, ständig um mich herum.
Sie wurde am 7. Juni 1998 in der Wurfkiste in meiner Zehlendorfer Kiste geboren. Zehn Minuten vor ihrem Bruder Amos. Wer etwas von VDH- Bestimmungen versteht, weiß, dass es mein A-Wurf war, A heißt der erste. Mutter Menora, die ich fast sechs Jahre zuvor von Myrna Shiboleth aus Israel geholt hatte, war von Anfang an streng mit Tochter Alisha und geradezu verliebt zärtlich mit ihrem Sohn Amos. Was mich, als halbwegs emanzipierte Frau, natürlich erboste.
Amos ging zu lieben Freunden in Berlin, Alisha blieb bei mir und Mutter Menora. Und Onkel Moses, dem Collie-Mischling, der sie natürlich sofort unter seinen Schutz nahm.
Als Menora gestorben war, übernahm Alisha die Führung, die Moses widerspruchslos akzeptierte. 2002 warf Alisha – wieder in der Wurfkiste in der Zehlendorf Küche – vier Welpen. Einen Rüden, Baschan, umgetauft in Janus, der bei Familie Taube lebt. Bathseba, die nach Hamburg zu Familie Lorenz zog, Bilha, die um die Ecke in Zehlendorf lebt, weshalb ich sie beim morgendlichen Spaziergang hin uns wieder mit ihrer Besitzerin, Brigit Blass-Simmen treffe.
Ich bin froh, dass ich mit allen Besitzern der Hunde aus dem B-Wurf noch nach 10 Jahren, die die Hunde vor 14 Tagen geworden sind, befreundet bin.
Die vierte und kleinste aus dem B-Wurf, Batya, blieb bei mir und ihrer Mutter, die sie streng erzog. So dass Batya für mich immer etwas Kindliches behalten hat.
Ich fand Alisha schön. Sie war von strahlendem Weiß, kam darin nach ihrem Vater, dem Rüden Aaron aus Italien, von Sohn David, seinem Besitzer, umbenannt in Einstein. Mutter Menora war schwarz-weiß gefleckt und wurde meist für einen Mischling gehalten. In Alisha sah nie jemand einen Mischling. Dafür war sie zu elegant. Was ich an ihr schön fand, entsprach allerdings nicht dem Kanaan-Standard, der von Kanaans verlangt, dass sie quadratisch gebaut sind. Alisha hatte für einen Kanaan einen zu langen Rücken und einen zu langen Kopf.
Alisha war zwar dominant innerhalb ihres Rudels, aber nie gewalttätig. Ein Blick von ihr reichte, dass Moses und Batya, später auch Dvora parierten.
Niemand wagte es, sich auf ihr Hundekissen zu legen. Wenn ich am Abend ins Wohnzimmer kam, um fern zu sehen, wartete sie bereitsin ihrer Ecke auf dem Sofa auf mich und begrüßte mich mit freundlichem Schwanzwedeln. Immer kurz vor Ende des Programms, egal was und wie lange ich es ansah, sprang sie vom Sofa und ging zu den andern auf ihr Kissen.
So dominant sie innerhalb ihres Rudels war, so ein Schmusetier war sie mir gegenüber, immer auf Zärtlichkeiten aus, immer in meiner Nähe, damit ich sie hin und wieder streichelte.
In ihrer letzten Zeit hatte sie Gelenkprobleme. Ich versuchte, sie dazu zu bringen, sich im Auto vorn vor dem Beifahrersitz hinzulegen, oder wenigstens auf der Caddy-Ladeklappe. Aber sie blieb stur. Sie war es gewohnt, auf dem Rücksitz zu fahren und dorthin sprang sie entschlossen fast bis zum letzten Tag.
Es ist mir ein schwacher Trost, dass sie noch am Morgen ihres Todestages mit den andern beiden einen kurzen Spaziergang machte, noch Botschaften anderer Hunde erschnüffelte und eigene hinterließ.
Erst gegen Mittag verschlechterte sich ihr Zustand so sehr, dass mein letzter Liebesbeweis für sie sein musste, sie von ihrer Not zu erlösen.
Sie war 14 Jahre lang meine treue Begleiterin. Sie fehlt mir sehr! Marlies Menge
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